Montag, 22. Oktober 2007

Die Oxford Monarchists

Die Oxford Monarchists - offenbar ein studentischer Club - haben ein besonders klangvolles Programm. Sie erklären als das Ziel ihrer Vereinigung: Die Unterstützung der Idee der Monarchie. Dies ist jedoch ein facettenreiches Prinzip, das auch eine Bewegung der Rückkehr zu den Wurzeln der europäischen Kultur umfasst, sowie die Hoffnung auf eine Wiederkehr der Zeit vor der schwarzen Revolution von 1789 und den folgenden Ereignissen, die Europa in einen Abgrund des Säkularismus und des Kommunismus stürzten ...

Sie melden stolz, dass neulich Otto v. Habsburg, von Gottes Gnaden Kaiser von Österreich, die Schirmherrschaft über ihren Club übernommen hat. Er ist mit Abstand ihr hochrangigster Patron. Die Oxford Monarchists haben im Vergleich zu den deutschen monarchistischen Bewegungen etwas wohltuendes. Sie vermeiden die Phantasielosigkeit von "Tradition und Leben", sie vermeiden aber auch den religiösen Fanatismus der "Monarchieliga". Die einen sind ja mit der Demokratie vollkommen zufrieden, und die anderen wollen eigentlich die Herrschaft eines christlichen Ayatollas. Das hat alles mit Monarchie gar nichts zu tun!

Sehr geistreich bemerken die Oxford Monarchists, dass die Idee der Monarchie vor allem ein "facettenreiches Prinzip" sei. Eine dieser Facetten ist zweifellos der Zusammenhang von Monarchie und Aristokratie. Er ist schon für Platon unauflöslich. Zur Monarchie gehört eine ständische Struktur der Gesellschaft und eine führende Rolle des Adels. Indem die Oxford Monarchists ihren Wunsch nach einer "Wiederkehr der Zeit vor der schwarzen Revolution von 1789" ausdrücken, bekennen sie sich offensichtlich auch zu der ständischen Ordnung der vorrevolutionären Gesellschaft. Wer das nicht will, muss sich zur Demokratie bekennen, aber er sollte nicht alle politischen Systeme durcheinander bringen.

Für die Oxford Monarchists besteht eine der Facetten der Idee der Monarchie auch in der "Rückkehr zu den Wurzeln der europäischen Kultur". Das gefällt mir ganz besonders! Wenn ich mir überlege, was mit den "Wurzeln der europäischen Kultur" gemeint sein könnte, so fällt mir etwas ganz einfaches ein. Die Oxford Monarchists mögen sich dessen bewusst sein oder nicht, sie meinen ein noch nicht amerikanisiertes Europa - nicht mehr und nicht weniger! Da die "schwarze Revolution von 1789" aus den USA stammt, so ergibt sich aus der Ablehnung dieser Revolution die "Rückkehr zu den Wurzeln der europäischen Kultur" und die "Wiederkehr der Zeit vor der Revolution" ganz von selbst.

Natürlich haben sich auch die Oxford Monarchists gefragt, was realisierbar ist und was nicht, und als gebildete Oxfordianer sind sie zu dem Ergebnis gekommen, dass die Frage der Realisierbarkeit zweit- oder drittrangig ist. Zuerst muss immer die Idee selbst geklärt werden, erst danach darf man fragen, ob und wieweit die Idee realisierbar ist. Wenn man mit der Frage der Realisierbarkeit anfinge, so würde die Idee gleich im Keim erstickt. Wenn man dagegen mit der Idee anfängt und die Frage der Realisierbarkeit einstweilen aufschiebt, so erweist sich, dass alles allein eine Frage von Wahrheit und Schönheit ist. Was mir gefällt, das gefällt auch den anderen, und so erübrigt sich schließlich die ganze Frage der Realisierbarkeit.










1 Kommentar:

radical royalist hat gesagt…

Sie vermeiden die Phantasielosigkeit von "Tradition und Leben", sie vermeiden aber auch den religiösen Fanatismus der "Monarchieliga".

Das ist ebenso hübsch wie treffend formuliert, was mich zu der Frage bringt, was aus Postillion wurde und warum er (?) seit Oktober 2007 nichts mehr veröffentlichte. Ich läse gerne mehr.