
Die Freien der Antike waren nach modernen staatsrechtlichen Begriffen eine Aristokratie. Montesquieu nennt die freien Athener einen "Verband von Kriegern und Athleten". Eine Demokratie im heutigen Sinn kam in der Antike praktisch überhaupt nicht und in der Theorie nur als Schreckgespenst vor. Für Aristoteles war die schlechteste Staatsform diejenige, "in der alle ohne Unterschied im Genusse staatsbürgerlicher Rechte sind". Natürlich, denn dieser Staat setzt ja eine allgemeine Sklavenbefreiung voraus, und die stellte im Bewusstsein der
Antike eine Art Götterdämmerung, eine Art Sieg des Drachen Python über den Lichtgott Apollon dar. Nur diese apokalyptische Auffassung erklärt die gnadenlose Grausamkeit, mit der die Antike gegen jede Form von Sklavenrebellion vorging. Man denke an das kilometerlange Spalier der gekreuzigten Spartakisten!
Die bürgerliche Revolution des 18./19. Jh. ist nach Begriffen der Antike ein allgemeiner Sklavenaufstand. Die moderne Demokratie vom antiken Staat der Athener herleiten, heißt die Rebellion gegen die Sklaverei von der Begründung der Sklaverei selbst herleiten - paradoxer geht es gar nicht! Moderne bürgerliche Revolutionäre wären in der Antike sofort getötet, typischerweise gekreuzigt, worden. Die ganze Verkehrtheit der Herleitung der modernen Demokratie aus der Antike zeigt sich aber vor allem darin, dass man heute auf eine Antastung der Volkssouveränität genau so reagiert, wie man in der Antike auf eine Antastung der Sklaverei reagierte, nämlich mit einem echt religiösen Schauder vor dem leibhaftigen Bösen. Erst im Hinblick auf die gesamte Weltgeschichte zeigt sich, dass die bürgerliche Revolution eine genaue Umkehrung aller Verhältnisse darstellt.
3 Kommentare:
Chesterton hat irgendwo (sinngemäß) geschrieben: "Die Revolution wollte aus Bürgern Adlige machen. Stattdessen machte sie aus Adligen Bürger."
Das ist in der Tat der entscheidende Punkt. Gleichmacherei bedeutet immer Reduktion. Auch die vorchristlichen Organisationsformen in Skandinavien, die ja oft als Demokratie bezeichnet werden (das gilt vor allem für Island) waren ja keine Regierung aller, sondern die Regierung derer, die einen eigenen Hof halten konnten und es sich leisten konnten, einmal im Jahr für einige Wochen diesen Hof zwecks Thingsitzung zu verlassen.
Jeder Staat braucht aber trotzdem die Volksgewalt. Diese Volksgewalt, sicherlich am eindrücklichsten verkörpert in der Gestalt der Jeanne d'Arc, läuft dem monarchischen Prinzip nicht zuwider, sondern ist im Gegenteil notwendige Reinigungskraft für dieses Prinzip. Ein guter Staat lebt von dieser Spannung von Volkes- und Herrscherwille.
Sie interessieren sich auch für das heidnische Island? Soviel ich weiß, gab es dort wie in Norwegen selbst einen Adel, die sog. Goden, die sich durch den Besitz eines Tempels auszeichneten - also einen Adel von Gottes Gnaden, wenn man so will.
Jeanne d'Arc hat sicher etwas von einer heidnischen Mutter Erde, einer Personifikation der Heimat wie z.B. Athene, die ja auch eine kriegerische, die Heimat verteidigende Frau war. Dass sich im mittelalterlichen Bewusstsein heidnische Mythen eingeschlichen hatten, lässt sich doch gar nicht leugnen. Ein faszinierender Fall sind z.B. die "drei Marien".
Sie interessieren sich auch für das heidnische Island? Soviel ich weiß, gab es dort wie in Norwegen selbst einen Adel, die sog. Goden, die sich durch den Besitz eines Tempels auszeichneten - also einen Adel von Gottes Gnaden, wenn man so will.
Jeanne d'Arc hat sicher etwas von einer heidnischen Mutter Erde, einer Personifikation der Heimat wie z.B. Athene, die ja auch eine kriegerische, die Heimat verteidigende Frau war. Dass sich im mittelalterlichen Bewusstsein heidnische Mythen eingeschlichen hatten, lässt sich doch gar nicht leugnen. Ein faszinierender Fall sind z.B. die "drei Marien".
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